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Grüne fordern Aufklärung zum Bienensterben/Erste Fälle im Raum Passau

Nach dem katastrophalen Bienensterben im Raum Bad Krozingen – Rastatt hat das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium einen Expertenstab einberufen, der mithelfen soll, die Ursachen für das nach wie vor ungeklärte Massensterben badischer Bienenvölker zu klären.

Nach einer Pressemitteilung, in der Minister Hauk empfiehlt, mit den Bienen in andere Regionen abzuwandern, stellen die Grünen im Landtag nun endlich die Fragen, die den Imkern schon lange auf dem Herzen liegen.

Fälle von Bienensterben in Passau

Mittlerweile kommen Meldungen aus dem Raum Passau, wo ebenfalls gebeizter Mais ausgesät wird und Imker bei gleichen Symptomen über zunehmende Schäden an den Bienen klagen.

In einer Anfrage an den Landtag wollen die Grünen wissen, welche Abbauprodukte von Chlothianidin sowie welche Synergismen von Chlothianidin und seinen Metaboliten mit anderen Wirkstoffen bekannt sind und wie die Landesregierung deren jeweilige Toxizität beurteilt. Hinterfragt wird auch, warum nach ähnlichen Vorkommnissen in Italien und Frankreich nach dem Einsatz von Clothianidin keine entsprechenden Warnungen an die badischen Imker herausgegeben wurden und wie hoch die Folgeschäden in der Imkerei eingeschätzt werden. Schließlich fallen die geschädigten Bienenvölker für die laufende Honigernte aus, sofern sie überhaupt überleben und sich erholen.

Das Julius-Kühn-Institut in Brauschweig rechnet mit Untersuchungsergebnissen am späten Donnerstag bzw. Freitagvormittag. Erst dann kann klar gesagt werden, ob tatsächlich Clothianidin oder ein anderes Agrargift der Verursacher des Massensterbens der Bienen ist. Die Symptome sprechen für Vergiftungen, nicht so sehr für eine Erkrankung.

Die Grünen möchten auch wissen, inwieweit und gegen wen die Staatsanwaltschaften ermitteln, nachdem diese von den betroffenen badischen Imkern eingeschaltet wurden.

Neben den gefährdeten Bienen muß auch geklärt werden, ob von dem eingesetzten Saatgutbeizmittel Clothianidin eventuell eine Gefährdung für die Bevölkerung ausgeht, schließlich wirbeln die Sämaschinen eventuell kontaminierte Feinstäube auf, die – so die Überlegung der Imker – durch Abdrift auf blühende Pflanzen und Wasserstellen erst für die Schädigung der Bienen durch kontaminierten Nektar und Pollen sorgen.

Interessant dürfte die Antwort der Landesregierung auf die Frage ausfallen, warum Chlothianidin bisher noch nicht auf Bienengefährlichkeit überprüft wurde obwohl bei zahlreichen toten Honigbienen in Italien hohe Belastungen von Chlothiandin gefunden wurden. Den Status ?bienenungefährlich? hat Clothianidin nur deshalb, weil es als Saatgutbeizmittel theoretisch nicht direkt mit Honigbienen in Berührung kommt, schließlich fliegen Bienen auf Blüten und nicht auf Samen. Im direkten Kontakt wirkt Clothianidin absolut tödlich auf Bienen und ist auch für den Menschen hochtoxisch.

Das Bienensterben an der Rheinschiene war auch Thema des Gesprächs, das im Mittwoch mit Vertretern des Deutschen Berufs- und Erwebs Imkerbundes (DBIB) im Seehofer-Ministerium stattfand. Der DBIB setzt sich seit langem kritisch mit den Saatgutbeizmitteln auseinander und lehnt den Einsatz dieser hochtoxischen Agrargifte ab, die auch zur Beizung von gentechnisch manipulierten Maissorten verwendet werden. Den Anbau von GVO lehnen die Imker ab.

Es zeigt sich wieder einmal mehr, wie problematisch Mais als Kulturpflanze ist und wie wenig “bio” Mais als nachwachsender Energieträger und Tierfuttermittel wirklich ist.

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Grünen die aus Sicht der Imker überfällige Forderung nach einem vorsorglichen Verbot von Clothianidin stellen.

Klaus Maresch

Klaus Maresch, geb. 1967, beschäftigt sich seit frühester Jugend mit Bienen und blütenbesuchenden Insekten und betrieb als Berufsimker bis 2016 die Bioland-Imkerei Honighäuschen. Heute noch aktiv, um im Raum Bonn und Rhein-Sieg bei Problemen mit Wespen, Hornissen, Wildbienen und Hummeln zu beraten und Nester gegebenenfalls umzusiedeln.

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