Projekt „Bundesbienen“
Umschwirrt von Bienen steht Imker Klaus Maresch auf dem Dach der Bundeskunsthalle in Bonn. Gerade hat er eine Wabe aus einem Bienenkasten gezogen, um sie Besuchern zu zeigen. Die Leute kommen normalerweise ins Museum, um sich Kunst anzuschauen.
HONIGHÄUSCHEN (BONN) – Umschwirrt von Bienen steht Imker Klaus Maresch auf dem Dach der Bundeskunsthalle in Bonn. Gerade hat er eine Wabe aus einem Bienenkasten gezogen, um sie Besuchern zu zeigen. Die Leute kommen normalerweise ins Museum, um sich Kunst anzuschauen. Doch in diesem Sommer ist die Bundeskunsthalle auch Anziehungspunkt für Bienenfreunde. Seit dem Frühjahr wohnen Mareschs „Bundesbienen“ auf dem weitläufigen Flachdach des Gebäudes. Auch in anderen Städten stellen Imker ihre Bienenkästen auf.
Aus Mareschs Sicht bietet gerade eine Stadt wie Bonn mit ihren vielen Behörden, Museen und Grünanlagen ideale Standorte für seine Bienen. Deshalb startete er das Projekt „Bundesbienen“, mit dem er auf die Bedeutung der Bienen für die Natur aufmerksam machen möchte. Neben den zwölf Völkern auf dem Dach der Bundeskunsthalle hat Maresch auch 40 Bienenstöcke auf dem Gelände des Bundesverteidigungsministeriums in Bonn und auf dem Grundstück des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz.
Auf dem Dach der Bonner Kunsthalle wird jetzt Honig produziert
Eine Führung an den Bundesbienen mit Dr Bernhard Spies
Die Bonner „Bundesbienen“ haben auch Kolleginnen in der Hauptstadt. Dort sorgte die Initiative „Berlin summt“ dafür, dass seit dem Frühjahr auf den Dächern des Abgeordnetenhauses und zehn weiterer öffentlicher Gebäude Bienenvölker leben. Der Berliner Initiative geht es dabei auch um politische Ziele. „Wir wollen damit auf das Thema Biodiversität aufmerksam machen“, sagt Initiatorin Corinna Hölzer vom Verein Umweltforum für Aktion und Zusammenarbeit. Ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen sei auch keine Artenvielfalt in der Pflanzenwelt möglich.
Hölzer hatte keine Probleme, in der Hauptstadt genügend Imker für das Projekt zu finden. Denn Bienenstöcke mitten in der Stadt, bisweilen sogar auf dem Balkon, sind keine Seltenheit mehr. Immer mehr Menschen in den Städten entdeckten die Imkerei als Hobby, stellt Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund fest. Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt mit Titeln wie „Imkern in der Stadt“ oder „Bienen halten in der Stadt“ belegen diesen Trend. Lange war der Imkerbund von Nachwuchssorgen geplagt. Seit drei Jahren gehe es wieder aufwärts, sagt Friedrich. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Vereinsmitglieder um vier Prozent gestiegen. Viele davon seien Frauen, was ebenfalls neu sei. Dennoch könnten die rund 87 000 deutschen Imker noch mehr Verstärkung brauchen. Vor 50 Jahren habe es viermal so viele Bienen gegeben wie heute, sagt Friedrich.
Doch nicht nur urbane Hobby-Imker stellen ihre Bienenkästen auf die Dächer der Metropolen. Auch Haupterwerbsimker lassen ihre Völker in Städten ausschwärmen. „Die Bedingungen sind für die Bienen in städtischem Gebiet besser“, erklärt Friedrich diese Entwicklung. Das Nahrungsangebot sei größer und die Pflanzen seien gar nicht oder zumindest wenig durch Pestizide belastet.
Die Bienen finden laut Maresch den ganzen Sommer über Nahrung in Kleingärten, Balkonbepflanzungen, Parks, Alleen und Friedhöfen. Auf dem Land hingegen gebe es sehr häufig Monokulturen. Die seien dann zum Beispiel eine Zeit lang gut versorgt, wenn der Raps blühe, sagt er. Doch wenn die Blüte vorbei sei, fänden die Bienen nichts mehr. Da müssten die Imker dann sogar häufig zufüttern.
Quelle: Projekt „Bundesbienen“ – WELT