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Alter Steinbruch am Lyngsberg wird im Sinne des Naturschutzes entwickelt

Das Naturschutzgebiet Lyngsberg südlich von Muffendorf bietet mit seinen Felswänden und Geröllhalden ideale Bedingungen für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Eine blütenreiche Staudenflur wie im alten Steinbruch am Lyngsberg bietet Bienen und Schmetterlingen Nahrung (Foto: Klaus Maresch)
Eine blütenreiche Staudenflur wie im alten Steinbruch am Lyngsberg bietet Bienen und Schmetterlingen Nahrung (Foto: Klaus Maresch)

Das Naturschutzgebiet Lyngsberg südlich von Muffendorf bietet mit seinen Felswänden und Geröllhalden ideale Bedingungen für seltene Tier- und Pflanzenarten. Doch der wertvolle Lebensraum ist bedroht: Die Vegetation erobert den ehemaligen Steinbruch nach und nach zurück, und Müll wird vor Ort zunehmend zum Problem. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn hat daher ein Konzept erarbeitet, um den Lyngsberg zum Schutz seltener und gefährdeter Arten zu entwickeln und langfristig zu pflegen.

Die Zeiten des Basaltabbaus am Lyngsberg sind schon lange vorbei. Dennoch hat die frühere Nutzung das Gelände geprägt: Steile Felswände, sonnenbeschienene Kuppen, schattige Felsspalten und Geröllhalden kennzeichnen das 5,4 Hektar große Gebiet südlich von Muffendorf und bilden so ein buntes Mosaik an schutzwürdigen Lebensräumen. Ehemalige Steinbrüche bieten insbesondere für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel Mauereidechse, Schlingnatter oder Wiesensalbei, potenziell optimale Lebensbedingungen. 2013 wurde der Lyngsberg aufgrund seiner besonderen Habitatqualitäten durch den Landschaftsplan Kottenforst als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Lebensräume seltener Arten im Steinbruch bedroht

Eine blütenreiche Staudenflur wie im alten Steinbruch am Lyngsberg bietet Bienen und Schmetterlingen Nahrung (Foto: Klaus Maresch)
Eine blütenreiche Staudenflur wie im alten Steinbruch am Lyngsberg bietet Bienen und Schmetterlingen Nahrung (Foto: Klaus Maresch)

Aber das wertvolle Biotop ist bedroht: Seit vor Ort kein Gestein mehr abgebaut wird, erobert die Vegetation das Gelände nach und nach zurück. Heute findet sich an der oberen Hangkante des Lyngsbergs ein alter Eichen-Hainbuchenwald. Im Zentrum überwiegen Linden, Bergahorne und Robinien. Als Lebensraum für wärmeangepasste Tiere und Pflanzen verliert das Gebiet somit zunehmend an Bedeutung. Schon jetzt haben die veränderten Lebensbedingungen dazu geführt, dass von ursprünglich sechs gefährdeten Tierarten derzeit nur noch Fledermäuse nachgewiesen werden konnten, von sieben gefährdeten Pflanzenarten wachsen am Lyngsberg nach aktuellem Stand noch die Rauhe Nelke und der Heilziest.

Umweltdezernent Helmut Wiesner erklärt: „Durch den Menschen entstandene Steinbrüche wie der Lyngsberg beherbergen durch ihre besondere Geländestruktur einzigartige Habitate. Wenn wir verhindern wollen, dass diese wertvollen Naturlebensräume mit den darin lebenden Tieren und Pflanzen verschwinden, müssen wir jetzt handeln und sie auf Dauer erhalten.“ Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat deswegen 2019 mit Unterstützung eines Planungsbüros einen Pflege- und Entwicklungsplan entsprechend der Vorgaben des Landschaftsplans Kottenforst erarbeitet.

Naturschutzprojekt startet im Herbst 2021

Eine blütenreiche Staudenflur wie im alten Steinbruch am Lyngsberg bietet Bienen und Schmetterlingen Nahrung (Foto: Klaus Maresch)
Eine blütenreiche Staudenflur wie im alten Steinbruch am Lyngsberg bietet Bienen und Schmetterlingen Nahrung (Foto: Klaus Maresch)

Die Stadt plant, die erarbeiteten Maßnahmen zum Erhalt des Naturschutzgebietes ab Herbst 2021 umzusetzen. Zunächst sollen die Felswände und –kuppen auf der nördlichen und südlichen Zwischensohle des ehemaligen Steinbruchs von Bäumen und Büschen befreit werden. Insbesondere die sich stark ausbreitende Robinie muss zurückgedrängt werden. Der Prozess dauert mehrere Vegetationsperioden. Das Totholz soll im Naturschutzgebiet verbleiben, um so Lebensräume für Insekten, Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger zu schaffen.

Einzelbäume wie Mispeln und Eichen bleiben erhalten und werden freigestellt. Auf der zentral gelegenen Wiese soll auf rund 2000 Quadratmetern eine blütenreiche Staudenflur entwickelt werden. Eine südlich gelegene Höhle nutzen verschiedene Fledermausarten derzeit als Unterschlupf. Um das Quartier vor Störungen durch den Menschen zu sichern, wird der Höhleneingang mit einem Gitter versehen.

Einzäunung soll sensibles Biotop „Alter Steinbruch“ schützen

Das Betreten des ehemaligen Steinbruchs ist aufgrund der unübersichtlichen und gefährlichen Geländegegebenheiten bereits heute verboten. Dennoch halten sich viele nicht daran: Der umliegende Zaun wurde an verschiedenen Stellen durch Vandalismus zerstört, illegale Müllablagerungen sind ein großes Problem für Flora und Fauna. Das Müllproblem hat sich während der Corona-Pandemie noch verstärkt. Bevor die eigentlichen Maßnahmen starten, soll deswegen nach Ende der Schonzeit für Brutvögel Anfang Oktober das gesamte Gebiet von Müll und Unrat befreit werden. Der umliegende Zaun wird erneuert, um die sensiblen Lebensräume vor Störungen zu schützen.

Das breit angelegte Naturschutzprojekt für den Lyngsberg kostet insgesamt rund 230.000 Euro. 80 Prozent werden durch Bund und Land gefördert, der Eigenanteil der Stadt liegt bei 20 Prozent.

Nachdem alle Maßnahmen umgesetzt sind, wird das Areal dauerhaft gepflegt. Hier unterstützt die Biologische Station Bonn/Rhein-Sieg tatkräftig. Es ist angedacht, dass im Rahmen von regelmäßigen, begleiteten Führungen dieses wertvolle Naturschutzgebiet erkundet werden kann.

Klaus Maresch

Klaus Maresch, geb. 1967, beschäftigt sich seit frühester Jugend mit Bienen und blütenbesuchenden Insekten und betrieb als Berufsimker bis 2016 die Bioland-Imkerei Honighäuschen. Heute noch aktiv, um im Raum Bonn und Rhein-Sieg bei Problemen mit Wespen, Hornissen, Wildbienen und Hummeln zu beraten und Nester gegebenenfalls umzusiedeln.

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