Zwei Wespenarten sorgen für einen schlechten Ruf
Ein Wespennest im Rollladen, auf dem Dachboden oder in der Erde empfinden viele Menschen als störend oder bedrohlich. Manche versuchen, die Nester selbst auszuräuchern, was jüngst im rheinland-pfälzischen Germersheim und im thüringischen Hundeshagen Dachstuhlbrände zur Folge hatte.
Leipzig (AFP) – Ein Wespennest im Rollladen, auf dem Dachboden oder in der Erde empfinden viele Menschen als störend oder bedrohlich. Manche versuchen, die Nester der in Deutschland vorkommenden Wespenarten selbst auszuräuchern, was jüngst im rheinland-pfälzischen Germersheim und im thüringischen Hundeshagen Dachstuhlbrände zur Folge hatte. Oder sie rufen die Feuerwehr, um Wespen- oder Hornissennester entfernen zu lassen. Doch die Feuerwehr schreitet nur in Ausnahmefällen ein. Wespen und Hornissen stehen unter Schutz. Fragen und Antworten:
SIND ALLE WESPENARTEN GEFÄHRLICH?
Nein. Allerdings wird der Nestbereich von den Insekten verteidigt, notfalls durch Stechen. Für den Menschen problematisch sind in Deutschland dem Umweltverband Nabu zufolge eigentlich nur zwei Arten – die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Sie brachten den Wespen den schlechten Ruf überhaupt erst ein. Denn sie tummeln sich gern dort, wo es Leckerbissen gibt wie Grillfleisch und Wurst sowie Eis oder andere zuckersüße Sachen.
Weil die Wespen aufdringlich sind und Menschen meist hektisch umfliegen, werden sie als aggressiv empfunden. Dabei wollen die Wespen aller Wespenarten eigentlich nur scharf sehen und sind weder aufgeregt noch stechlustig. Die Tiere sehen auf kurze Entfernungen schlecht und kompensieren das durch hohe Fluggeschwindigkeit. Weder ein Herumfuchteln noch Wegpusten der Tiere ist ratsam: Das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt im Wespennest als Alarmsignal.
WIE UNTERSCHEIDEN SICH DIE NESTER?
Die Nester der harmloseren Wespen sind dem Umweltverband BUND zufolge meistens grau, frei hängend, bis fußballgroß oder im Fall der Feldwespen offen gebaut. Ab Mitte August sind die Behausungen zumeist verlassen. Die Nester der beiden aggressiveren Arten bestehen aus muschelförmig aufgebauten Lufttaschen und sind hellbraun oder grau. Sie können bis in den Winter besiedelt sein.
KANN DIE FEUERWEHR WESPENNESTER ENTFERNEN?
Grundsätzlich sind die Feuerwehren dafür nicht zuständig. Ein Einsatz ist nur im Ausnahmefall möglich, wenn eine ausdrückliche Gefahr für Leib und Leben oder die öffentliche Sicherheit besteht. Das betrifft zum Beispiel Krankenhäuser, Kindergärten und Altenheime.
Der Bekämpfung störender Nester aller Wespenarten sind zudem Grenzen gesetzt, denn Wespen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Ihr Nest darf nicht zerstört werden. Außerdem stehen bestimmte Wespenarten wie die Hornisse unter einem besonderen Schutz.
WER SIEDELT EIN NEST UM?
Betroffene wenden sich am besten an Umweltämter, die Naturschutzbehörden der Städte und Landkreise, an örtliche Naturschutzorganisationen oder professionelle Schädlingsbekämpfer. Für eine giftfreie Umsiedlung werden die Tiere in einem Fangkasten eingesaugt, das Nest wird abgeschnitten und beides weit entfernt wieder zusammengeführt. Je nach Aufwand sind für das Beseitigen eines Wespennests nach Angaben von Verbraucherexperten Preise zwischen 80 und 150 Euro üblich.
BLEIBEN DIE WESPEN IM NEST?
Nein. Im Herbst hat sich das Problem meist von selbst erledigt. Die Wespen aller Wespenarten überwintern als Einzeltiere und geben ihr altes Nest auf, um im Frühjahr ein neues zu gründen. Wespen besiedeln laut BUND übrigens keine verlassenen Nester und bauen auch keine neuen in unmittelbarer Nachbarschaft eines alten. Deshalb rät der Umweltverband, verlassene Wespennester hängen zu lassen.
hex/cha
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