Wenn Tausende Riesenhonigbienen vor Deinem Fenster Party machen
HONIGHÄUSCHEN (BONN) – Die Nachbarschaft mit der Riesenhonigbiene Apis dorsata ist nichts für zarte europäische Gemüter, die schon nach einer Intervention der UNO schreien, sobald eine Wespe am Kaffeetisch auftaucht. Die Asiatische Riesenhonigbiene Apis dorsata steckt auch locker unsere heimischen Wespenarten weg, wenn es um Nestgrößen geht.
Zum Vergleich: Ein Nest der Deutschen oder Gemeinen Wespe im Rollladenkasten oder in der Erde hat maximal ein paar Tausend Tiere und erreicht das Volumen eines Fuß- oder Medizinballs. Aber eine große Kolonie Riesenhonigbienen, die eine einzelne Wabe von gut und gern mehr als einem Quadratmeter Fläche beidseitig belagert und einen lebenden Vorhang um diese Wabe bildet, kommt auf einige Zehntausend Tiere. Am Ansatz erreicht die Wabe eine Dicke von etwa 40 cm.
Verteidigungs- und Kommunikationsverhalten der Asiatischen Riesenhonigbiene Apis dorsata
Links unten eine Arbeiterin der Asiatischen Riesenhonigbiene Apis dorsata. rechts oben eine Arbeiterin der Europäischen Honigbiene Apis mellifera.
2009 nahm ich als Freiwilliger an diesem Projekt des Zoologischen Instituts der Universität Graz unter der Leitung von Prof. Dr. Gerald Kastberger teil und hatte mehrere Wochen das Vergnügen, in Nepal an und mit diesen nicht ungefährlichen Bienen zu arbeiten. Sie zu beaobachten, sie zu reizen und ihre Reaktionen zu dokumentieren. Ihre Interaktion mit der Umwelt zu erkennen, natürliche Feinde zu sehen und zu erkennen, dass die Einheimischen mit dieser um ein Vielfaches gefährlicheren Bienenart umzugehen wissen.
Es bleibt ihnen auch kaum etwas anderes übrig, denn Apis dorsata ist ein Kulturfolger und nistet gern an Hausdächern, an Dachvorsprüngen und Regenrinnen oder an Wassertürmen. Und sie bildet gern Kolonieagglomerationen, das heißt, an geeigneten Stellen finden sich gleich mehrere bis einige Hundert Kolonien der Riesenhonigbiene. Das kann dann auch schon einmal den oder mehrere Fensterrahmen des eigenen Hauses erwischen. Und dann hat man einen netten Blick vom Bett aus auf eine fenstergroße Wabe mit um die Hunderttausend Bienen. Spitzenreiter war ein Haus mit achtzehn Nestern, also geschätzt fast zwei Millionen Bienen.
Nepal hat zwei Arten Riesenhonigbienen. Am Annapurna trafen wir Apis laboriosa und eine Arbeiterin ruhte sich auf meiner Nase aus.
Und die Riesenhonigbiene wandert. Anders als unsere heimischen Bienen wandert Apis dorsata der Nahrung, also den Blütenpflanzen hinterher. Ein Jahr später ist das gleiche Volk aber an seinem Ursprungsort zurück. Manchmal mit Verstärkung, mit einer oder mehrerer Tochterkolonien. Und so entstehen die im Film „Assam – Im Land der Bienenbäume“ dokumentierten Bäume mit mehreren Hundert Kolonien der Riesenhonigbiene Apis dorsata.
Das Forschungsprojekt umfaßte mehrere Einzelprojekte, die von jungen Zoologen, Biologen und Informatikern gestartet worden waren und an denen ich teilnehmen konnte. Prof. Dr. Gerald Kastberger, dem ich so einige der schönsten Phasen meines Umgangs mit Bienen verdanke, gebührt ein großes Dankeschön für diese Chance und Respekt für den väterlich-humorvollen Umgang mit seinen Studenten.
Mehr Bilder aus den einzelnen Projekten Altersbestimmung bei Riesenhonigbienen, 3D-Kameraversuch sowie zahlreichen Naturaufnahmen aus Nepal gibt es im Fotoprojekt Bundesbienen.