Die Wespensaison in Bonn und Rhein-Sieg-Kreis
Wespen, mal mehr, mal weniger lästig, sind ein beliebtes Thema im medialen Sommerloch.
HONIGHÄUSCHEN (BONN) – Wespen, mal mehr, mal weniger lästig, sind ein beliebtes Thema im medialen Sommerloch. Auch bei uns im Honighäuschen klingelt das Telefon momentan nahezu stündlich. Haus- und Gartenbesitzer sehen sich mit Wespennestern der Deutschen Wespe im Rollokasten, einem großen Wespennest der Gemeinen Wespe auf dem Balkon oder am Durchgang zur Haustür konfrontiert.
Ganz zu schweigen vom Kriegsschauplatz Terrasse oder Grillplatz. Wegen Corona fallen schon viele beliebte Freizeitaktivitäten aus und jetzt auch noch nervige Wespen. Oder womöglich Hornissen. Aber dazu später.
In diesem Jahr scheint es wieder mehr Wespen zu geben, wenn man nach der Zahl der Anrufe geht. Das kann zwar auch damit zu tun haben, dass wegen der Corona-Pandemie mehr Leute im Home Office arbeiten, mehr Kinder zuhause bleiben und dadurch eben auch mehr Wespennester entdeckt werden, weil man im Home Office der eigenen Umgebung naturgemäß mehr Aufmerksamkeit widmet.
Für Fachleute ist es meistens schon im Frühjahr absehbar, wie sich die Wespensaison entwickelt. Ist das Frühjahr warm und trocken, ohne späte Kälteeinbrüche, womöglich mit Frost oder zumindest mit langen Regenperioden, dann schaffen es viele Wespenköniginnen, die den Winter an einem geschützten Ort verbracht haben, auf Nistplatzsuche zu gehen und ein Wespennest zu errichten.
Je nach Art haben die Wespenköniginnen dabei sehr typische Ansprüche.
Die unterschiedlichen Wespenarten
Die Sächsische Wespe
Ein Wespennest der Sächsischen Wespe in einer Gardine (Foto: Honighäuschen)
Die Sächsische Wespe geht gern auf halbwegs helle Dachböden und errichtet dort ihre maximal kinderkopfgroßen Nester. Man erkennt die Nester leicht an ihrer typischen Form, sie sehen so aus wie man sich eben ein Wespennest vorstellt. Graue Farbe, leicht kugelig und sich nach unten verjüngend sowie ein Einflugloch an der unteren Spitze. Manchmal findet man die Nester der Sächsischen Wespe auch im Gebüsch oder in einem Gartenhäuschen oder – wenn man sein Wohnzimmerfenster permanent in der Kipp-Position geöffnet lässt – auch schon einmal an der Gardinenstange.Da gehört es zwar nicht unbedingt hin, aber es wird auch keine großen Probleme bereiten.
Die Sächsische Wespe ist friedlich und begnügt sich mit einer überschaubaren Population von etwa 200 bis 300 Tieren. Die Arbeiterinnen sind auch in der Nähe des Nestes friedlich, die Männchen haben keinen Stachel und die jungen Wespenköniginnen stechen erst recht nicht.
Entdeckt man so ein Nest der Sächsischen Wespe auf seinem Dachboden oder im Gartenhäuschen, ist Toleranz angesagt. Zumal diese Wespennester auch – man spricht deshalb von kurzzyklischen Wespenarten – früh im Jahr schon wieder verlassen werden. Notfalls kommt eine Umsiedlung infrage, wenn sich das Wespennest ausgerechnet am Türrahmen befindet und durch das Öffnen und Schließen der Tür immer wieder aufgestört wird.
Feldwespen
Ebenfalls eher unkritisch sind Wespennester, die von Feldwespen gegründet werden. Das ist eine recht urtümliche Wespenart, in der es keine von den Arbeiterinnen klar unterscheidbare Wespenkönigin gibt. Die Nester werden auch nicht groß, haben keine Schutzhülle und sind häufig im Dachbereich zu finden. Insbesondere an den Stellen, wo es sehr warm werden kann, nisten Feldwespen sehr gern. Das sind die Bleiabdeckungen von Dachfenstern, Alu- und andere Metallschienen und der Scharnierbereich des Dachfensters. Dort können sich dann auch mehrere dieser etwa maximal handtellergroßen Nester finden. Man erkennt sie sehr leicht. Ein Einsatz von Gift kommt nicht infrage und eine Umsiedlung ebenso wenig.
Deutsche Wespe und Gemeine Wespe
Etwas lästiger und manchmal auch gefährlicher können die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe werden. Beide Wespenarten sind Dunkelhöhlenbrüter und errichten sehr langlebige und große Wespennester, in denen durchaus mehrere Tausend Wespen leben können. Diese Nester finden sich in Rollokästen, in abgehängten Zwischendecken, in der Isolierung eines Dache, aber auch in Gauben und natürlich im eigenen Garten.
Je nach Lage des Nestes kann es dabei Probleme geben. Im Rollokasten des Kinder- oder Schlafzimmers gebaut, sind Probleme vorprogrammiert, und dies aus mehreren Gründen. Zum einen ist dort nicht genug Platz für ein Wespennest, welches unter idealen Bedingungen (Wetter, Nahrungsangebot) ohne weiteres das Volumen eines Medizinballes erreichen kann, u.U. auch deutlich mehr. Zusammen mit Dachdeckern habe ich auch schon Wespennester gesehen, die sich über eine Länge von zwei Metern zwischen zwei Dachbalken entwickelt hatten.
Es kann auch passieren, dass sich die Wespen durch den Rollokasten durchnagen und dann hat man Hunderte von Wespen in der Wohnung.
In jedem Fall wird es zu unschönen Geruchsbelästigungen kommen, denn die Wespen lassen jede Menge Kot und und Urin fallen, und in diesem sehr speziellen Substrat fühlen sich verschiedene Insektenart sehr wohl. Das Odeur eines Katzenklos kann im Vergleich dazu leicht als wohlriechendes Parfum wahrgenommen werden.
Wie verhindert man die Ansiedlung von Wespen an kritischen Stellen?
Im Laufe von mehr als dreißig Jahren Imkerei entwickelt man eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit Wespen und sammelt Erfahrungen. Diverse angeblich „todsichere“ Hausrezepte und Tipps wurden auch von uns ausprobiert und das allermeiste ist großer Quatsch.
- Wespennestattrappen: So soll es beispielsweise helfen, eine Wespennestattrappe aufzuhängen, um Wespen zu vertreiben oder die Gründung eines Wespennestes zu verhindern. Kann man aufhängen, so einen „Waspinator“. Tolle Sache. Für das Konto des Herstellers auf alle Fälle. Genauso gut können Sie um Mitternacht eine tote Katze über die Friedhofsmauer werfen, dabei weise Sprüche murmeln und an die Große Erdmutter appellieren. Oder an das Fliegende Spaghettimonster.
Tatsächlich habe ich im Laufe von zahlreichen Einsätzen und Beratungen vor Ort im Umgang mit Wespen und Hornissen so manches gesehen, womit Haus- und Gartenbesitzer verhindern wollten, dass sich Wespen, Bienen oder Hornissen in Haus und Garten ansiedelten.